Daniele Ganser

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Dr. phil. Daniele Ganser (Foto: Kristin Herbig)

Daniele Ganser (geb. 29. August 1972 in Lugano) ist ein Schweizer Geschichtswissenschaftler (Historiker), Energie- und Friedensforscher. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in der Nähe von Basel.[1]

Ganser leitet das "Swiss Institute for Peace and Energy Research" (SIPER).[2] Mit seiner Dissertation NATO-Geheimarmeen in Europa wurde er promoviert und auch einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Er hält öffentliche Vorträge in Deutschland, Österreich und der Schweiz.[3]

Daniele Ganser setzt sich kritisch und offen mit alternativen Darstellungen der Anschläge vom 11. September 2001 auseinander. Im lexikonähnlichen, teilweise umstrittenen "Blog" Wikipedia sowie auf dem Internetpranger Psiram wird versucht, Daniele Ganser als sogenannten Verschwörungstheoretiker darzustellen und auf diese Weise zu diskreditieren. Seine Wikipedia-Seite gehört zu den am meisten umstrittenen in deutschen Sprachraum und alle Versuche, eine sachliche Darstellungsweise einzuführen werden seitens diverser Wikipedia-Autoren verhindert. Siehe auch Wiki-Watch und Daniele Ganser auf den Websites Geschichten aus Wikihausen sowie Wiki-Watch.

Tätigkeiten

Ganser studierte ab 1992 an der Universität Basel, der Universiteit van Amsterdam und der London School of Economics and Political Science (LSE) Alte und Neue Geschichte, Philosophie und Anglistik mit einem Fokus auf Internationalen Beziehungen. [4] Nach seinem Studienabschluss lic. phil. 1998 an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel[5]) mit einer Arbeit im Bereich Zeitgeschichte über die Rolle der Vereinten Nationen (UN) während der Kubakrise von 1962, forschte er dort und an der LSE, wo sein Vorhaben von Jussi Hanhimäki begleitet wurde.[6] In den Jahren 2000/2001 wurde er bei Georg Kreis am Historischen Seminar Basel mit der Dissertation Operation Gladio in Western Europe and the United States (deutsch: NATO-Geheimarmeen und inszenierter Terrorismus in Europa im Kalten Krieg) zum Dr. phil. promoviert.[7]

Von 2001 bis 2003 war Ganser zunächst Senior-Researcher beim Thinktank "Avenir Suisse" mit Sitz in Zürich, zuständig für Internationale Beziehungen und Politikanalyse. Er leitete die Kampagne von Avenir Suisse zur Volksinitiative zum Beitritt der Schweiz zur UN. Von 2003 bis 2006 war Ganser Senior Researcher an der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik (Center for Security Studies, CSS) der ETH Zürich und forschte in Zusammenarbeit mit dem "Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten" über das Verhältnis von Globalisierung und Menschenrechte. Zeitweise war er auch Mitglied im Beirat des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten für zivile Friedensförderung und Menschenrechte. In der Spanne von 2007 bis 2010 war Ganser am Historischen Seminar der Universität Basel Leiter des Forschungsprojektes "Peak Oil", bei dem es um den Kampf um Erdöl und die Versorgungssicherheit der Schweiz ging. Seine Forschungsschwerpunkte waren «Internationale Zeitgeschichte seit 1945», «Verdeckte Kriegsführung und Geostrategie», «Geheimdienste und Spezialeinheiten», «Peak Oil und Ressourcenkriege» sowie «Wirtschaft und Menschenrechte».[8]

Sein Buch "NATO-Geheimarmeen in Europa" wurde in zehn Sprachen übersetzt. Sein Buch "Europa im Erdölrausch" erschien im September 2012 und schildert den globalen Kampf ums Erdöl. Sein neustes Buch "Illegale Kriege" kam im Oktober 2016 auf den Markt und zeigt, wie die NATO-Staaten die UN sabotieren und das Kriegsverbot missachten. Die TOP-20 seiner Vorträge und Interviews haben auf YouTube mehr als sieben Millionen Views.

Ganser war im Juni 2011 einer der beiden Gründer der SIPER Swiss Institute for Peace and Energy Research Aktiengesellschaft (Schweiz)|AG in Basel, die er als Verwaltungsrat leitet. [9] SIPER befasst sich nach eigenen Angaben unter anderem mit Staatsterrorismus und Kriegspropaganda, als Vision werden eine gänzlich regenerative Energieversorgung und gewaltfreie Konfliktlösungen genannt. Im Rahmen seiner Friedensforschung am Institut SIPER kritisiert Ganser immer wieder illegale Angriffskriege, wie sie von der NATO, den USA, Russland und anderen Staaten wiederholt geführt worden sind. Dabei beruft er sich auf das eindeutige Gewaltverbot, auf das sich die Staaten der UN geeinigt haben. Für diese Position erhält Daniele Ganser bei seinen Internet-Veröffentlichungen, Büchern und Vorträgen wachsende Zustimmung bei einem sehr breiten Publikum. In seinen Vorträgen stellt er der kriegerischen, völkerrechtswidrigen Aggression die Idee einer Menschheitsfamilie gegenüber, und versucht als Mittel gegen die allgegenwärtige Manipulation unseres Denkens und Fühlens durch die Massenmedien eine größere Achtsamkeit zu vermitteln.

Kritik

Ganser stößt mit seinen Thesen auf sehr großes Interesse und Begeisterung, teilweise auch auf Kritik. Sein entsprechender Artikel bei Wikipedia ist umkämpft,[10] sogar die Diskussionsseite wurde dort vorübergehend gesperrt.[11] Im Zusammenhang mit geplanten Vorträgen in Deutschland kam es zu Protesten gegen Ganser,[12] die von den Medien ebenfalls kritisch bewertet wurden.

Öffentliche Auftritte

In chronologisch absteigender Reihenfolge.

Vorträge

kenfm.de: Berlin, 23.10.2015 "Medienkompetenz - Wie funktioniert Kriegspropaganda?"

Interviews und Gespräche

Weitere Vorträge

Auszeichnungen

  • Der Verein Mensa_in_Deutschland_e._V. (Hauptsitz in Cham/Ostbayern) verlieh Ganser im Jahr 2015 den Deutschen IQ-Preis in der Kategorie "Intelligente Vermittlung von Wissen" dafür, dass Ganser "durch seine kritischen und teils kontroversen Veröffentlichungen die breite Öffentlichkeit dazu anregt, die Welt um sich herum zu hinterfragen."[13]
    Daniele Ganser ist Preisträger 2018/19 des MIND AWARD für Bewusstsein, Bildung, Forschung und Kunst. Der Sonderpreis wird am 26. März 2019 in der Stadthalle Montabaur im Rahmen einer Friedensveranstaltung überreicht.

Publikationen (Auswahl)

  • Reckless Gamble: The Sabotage of the United Nations in the Cuban Conflict and the Missile Crisis of 1962. University Press of the South, New Orleans 2000, ISBN 1-889431-72-9.
deutsch: Die Kubakrise – UN ohne Chance. Edition Zeitgeschichte. Kai Homilius Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89706-863-X.
  • mit Uwe Wagschal, Hans Rentsch: Der Alleingang: Die Schweiz 10 Jahre nach dem EWR-Nein. Orell Füssli, Zürich 2002, ISBN 3-280-05041-3.
  • Brauchen wir eine Ökonomie des Friedens? Eine Schweizer Perspektive auf die Verbindung der Wirtschaft mit Gewaltkonflikten. In: Die Friedens-Warte 79 (2004), S. 57–74.
  • NATO's secret armies. Operation Gladio and terrorism in Western Europe. Routledge, 2005, ISBN 0-7146-5607-0.
deutsch: NATO-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung. Orell Füssli, Zürich 2008, ISBN 978-3-280-06106-0 (teilweise Diss. Univ. Basel 2001, 445 Seiten).
  • The "Strategy of Tension" in the Cold War Period. In: David Ray Griffin, Peter Dale Scott (Hrsg.): 9/11 and American Empire. Intellectuals Speak Out, Band 1. Olive Branch Press, Ithaca NY 2006, S. 79–99.
  • The CIA in Western Europe and the Abuse of Human Rights. In: R. Gerald Hughes, Len Scott (Hrsg.): Intelligence, Crises and Security: Prospects and Retrospects. Routledge, 2007, ISBN 0-415-46430-7, S. 108–129.
  • Die dunkle Seite des Westens: Verdeckte Terroraktivitäten der NATO. Kai Homilius, Berlin 2009, ISBN 978-3-89706-206-1 (Video-DVD, 60 Minuten).
  • Beyond Democratic Checks and Balances: The «Propaganda Due» Masonic Lodge and the CIA in Italy's First Republic. In: Eric Wilson (Hrsg.): Government of the Shadows: Parapolitics and Criminal Sovereignty. Pluto Press, 2009, ISBN 0-7453-2623-4, S. 256–276.
  • Peak Oil: Erdöl im Spannungsfeld von Krieg und Frieden. In: Phillip Rudolf von Rohr, Peter Walde, Bertram Battlog (Hrsg.): Energie. vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich 2009, ISBN 978-3-7281-3219-2 (online).
  • NATO’s Secret Armies in Europe. In: Cihan Aksan, Jon Bailes (Hrsg.): Weapon of the Strong. Conversations on US State Terrorism. Pluto Press, London 2012, ISBN 0-7453-3241-2, S. 219–233.
  • “America is Addicted to Oil”: U.S.Secret Warfare and Dwindling Oil Reserves in the Context of Peak Oil and 9/11. In: Eric Wilson (Hrsg.): The Dual State: Parapolitics, Carl Schmitt and the National Security Complex.Ashgate, 2012, ISBN 978-1-4094-3107-7 (4. Kapitel).
  • Europa im Erdölrausch: Die Folgen einer gefährlichen Abhängigkeit. Orell Füssli, Zürich 2012, ISBN 978-3-280-05474-1.
  • Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Eine Chronik von Kuba bis Syrien. 2. Auflage, Orell Füssli, Zürich 2016, ISBN 978-3-280-05631-8 (eingeschränkte Vorschau)
  • Kriegsverbrecher auf freiem Fuß. In: Ullrich Mies, Jens Wernicke: Fassadendemokratie und Tiefer Staat - Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter. Promedia Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-85371-425-6.

Weblinks

Eigene Webpräsenzen

Andere Webpräsenzen

Einzelnachweise

  1. Biographie auf der Webseite der SIPER AG
  2. SIPER Swiss Institute for Peace and Energy Research SIPER
  3. Termine/Vorträge von Daniele Ganser
  4. http://www.css.ethz.ch/people/stafflist/dganser/index
  5. Universität: Lizentiaten Phil. I. In: Basler Zeitung, Ausgabe 34, 10. Februar 1998, S. 31.
  6. Daniele Ganser: NATO-Geheimarmeen in Europa. 2. Auflage, Zürich 2008, S. 9 f. (Vorwort von Georg Kreis)
  7. Olav Riste: «Stay Behind»: A Clandestine Cold War Phenomenon. Journal of Cold War Studies 16, Heft 4 (2014), S. 37.
  8. http://dg.philhist.unibas.ch/departement/personen/person-details/profil/person/ganser-1/
  9. https://bs.chregister.ch/cr-portal/auszug/auszug.xhtml?uid=CHE-360.989.239, Handelsregister des Kantons Basel-Stadt. Eintrag CHE-360.989.239 vom 6. Juni 2011, Zugriff=2017-10-11, Firmenzweck (gem. HRA): «Die Gesellschaft bezweckt Forschung, Kommunikation, Beratung und Ausbildung in den Bereichen Frieden, Energie und Zeitgeschichte.»
  10. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Daniele_Ganser&action=history
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Daniele_Ganser
  12. Bericht auf Wikinews am 12.02.2016
  13. Mensa in Deutschland e.V.: Preisträger in der Kategorie „Intelligente Vermittlung von Wissen“, abgerufen am 20. April 2016.