Corona: Glossar: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. März 2021, 06:00 Uhr

Das nachfolgende Glossar wurde von der Website der Ärzte für Aufklärung übernommen.

Um Missverständnisse in der fachlichen Kommunikation zu vermeiden, erlauben sich die Ärzte für Aufklärung einige Begrifflichkeiten, welche in der gegenwärtigen Corona-Situation von Bedeutung sind, kurz zu erklären.

Basisreproduktionszahl (R0)

Durchschnittliche statistische Anzahl suszeptibler Personen, die nach Kontakt zu einer infektiösen Person sekundär erkranken. Vornehmlich abhängig von der Dauer der Infektiosität, der Übertragungswahrscheinlichkeit pro Kontakt und der Kontaktrate zu suszeptiblen Personen. Bei einer R0 >1 besteht das Risiko einer epidemischen Ausbreitung.

Desinfektion

Irreversible Inaktivierung pathogener Mikroorganismen in und an kontaminierten Objekten, mindestens um den Faktor "10 hoch -5".

Endemie

Auftreten von Merkmalen (z. B. Erkrankungen) in einer Population oder Region im normalen Rahmen eines dauerhaft zu erwartenden Niveaus.

Epidemie

Deutlich über das in einer Population oder Region als normal zu erwartende (endemische) Niveau hinausgehendes Auftreten von spezifischen gesundheitsbezogenen Merkmalen (z. B. Erkrankungen). Oft wird der Begriff „Ausbruch“ synonym verwendet. Bei Tiererkrankungen auch als Epizoose bezeichnet.

Epidemiologie

Wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Auftreten (z. B. Inzidenz, Prävalenz, Übertragung, Ausbrüche), Ursachen (z. B. Risikofaktoren) und Folgen von gesundheits- bzw. krankheitsbezogenen Zuständen und / oder Ereignissen in definierten Populationen beschäftigt (im Ggs. zur klinischen Medizin, welche sich vornehmlich auf individuelle Patienten bezieht). Eine limitierte Daten-Qualität ergibt sich z. B. aus methodisch unvollständigen oder nicht vergleichbaren Quelldaten, bzw. einem Fehlen derselben. Herleitung aus griech. epidemia (unter den Menschen) und logos (Lehre).

Evidenzbasierte Medizin

Medizinische Entscheidungsfindung und Handeln, dass durch aktuelle und wissenschaftlich belegte Fakten begründet ist. Basis sind insbesondere randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), systematische Übersichtsarbeiten (Reviews) und Metaanalysen. Störfaktoren und Einflussnahme (nicht selten unerkenntlich) reduzieren den Evidenzgrad.

Fieber

Erhöhung der Körper-Kerntemperatur (Normalwert etwa 36.0-37.7°C) im Rahmen diverser Vorgänge (z. B. Infektion, Entzündung, Trauma, Tumoren, Hyperthermie). Verschiedene Pyrogene können die Regulation beeinflussen, z. B. Lipopolysaccharide (LPS) gramnegativer Bakterien, Zytokine (z. B. IL-1, IL-6, TNF). Nicht ein Fieber an sich, sondern die zugrundeliegenden Auslöser stellen dabei das vornehmliche Gesundheitsrisiko dar. Die Höhe eines Fiebers korreliert oft nur schwach mit der Schwere einer Erkrankung.

Immundefizienz

Oberbegriff für eine inadäquate Funktion des Immunsystems, welche z. B. infektionsbedingt (z. B. HIV/AIDS), im Rahmen von verschiedenen Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Leukämien, Autoimmunerkrankungen), physiologisch (z. B. Säuglinge, Schwangere, ältere Personen / Immunoseneszenz), in Folge einer therapeutischen Immunsuppression (z. B. nach Transplantation) oder bei genetischen Immundefekten (inkl. SCID, SIgAD) auftreten kann.

Infektion

Eine Infektion ist dann gegeben, wenn ein Erreger a.) auf oder in einem Wirtsorganismus vorhanden ist und b.) der Erreger sich auf oder im Wirtskörper vermehrt.
Eine Infektion ist keine Infektionserkrankung.

Infektionskrankheit

Durch ein spezifisches Pathogen oder dessen Produkte (z. B. Toxine) ausgelöste Erkrankung, die direkt oder indirekt zwischen suszeptiblen Wirten übertragen werden kann.

Infektiosität

Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pathogen-Kontakt eine Infektion von suszeptiblen Wirten auslöst. Abhängig u. a. von der minimalen Infektionsdosis (MID), dem Infektionsweg, der Basisreproduktionzahl (R0), der Reproduktionsrate des Pathogens, sowie Wirtsfaktoren (inkl. Immunstatus). Oft wird Synonym auch der Begriff „Kontagiosität“ verwendet, welcher sich typischerweise auf bestimmte Infektionswege bezieht.

Infektologie

Interdisziplinäre, insb. die Biologie und Medizin umfassende medizinisch-wissenschaftliche Disziplin, welche sich mit Infektionen und deren Erregern (u. a. Viren, Bakterien, Protozoen, Pilze, Helminthen, Arthropoden, Prione), inkl. Epidemiologie, Prävention, Eindämmung, Diagnose und Therapie von Infektionserkrankungen befasst. En. Infectology; insb. im deutschen Sprachraum ist auch die inkorrekt hergeleitete Schreibweise „Infektiologie“ üblich.

Inkubationszeit

Zeitliches Intervall zwischen dem Beginn einer Infektion und dem ersten Auftreten klinischer Symptome. Abhängig u. a. von individuellen Wirts-Faktoren, Pathogen-Faktoren, dem Infektionsweg und Prophylaxemaßnahmen.

Inzidenz

In einem bestimmten Zeitraum in einer Population neu auftretende Merkmale (z. B. Anzahl von Neuerkrankungen durch einen Erreger pro Jahr).

Isolation

Infektionskontroll-Maßnahme, mit verschiedenen möglichen Übertragungs-Schutzvorkehrungen (abhängig u. a. vom Übertragungsweg und der Infektiosität) bei nachgewiesen Infizierten.

Henle-Koch-Postulate

Abfolge von Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit ein Organismus als obligat infektiöses Pathogen gilt. Ursprünglich aus den Arbeiten von Jakob Henle, Friedrich Löffler und Robert Koch abgeleitet und in Originalform erstmals im Jahr 1890 durch Koch publiziert.

  1. Ein obligates Pathogen kann aus einem erkrankten Wirt isoliert werden, sollte jedoch in gesunden potentiellen Wirten nicht nachweisbar sein.
  2. Das Pathogen kann isoliert in Reinform angezüchtet werden.
  3. Durch experimentelle Infektion eines suszeptiblen Wirtes mit dem Isolat kann die entsprechende Erkrankung reproduziert werden.
  4. Aus dem mit dem Isolat infizierten erkrankten Wirt kann ein identisches Pathogen reisoliert werden.

Koinfektion

Infektion mit mehreren verschiedenen Erregen, die zur selben Zeit nachgewiesen werden können.

Kontaktinfektion

Infektionsweg durch direkten (physikalischer Kontakt von infektiösen zu suszeptiblen Personen, z. B. Mensch-Mensch, Tröpfcheninfektion) oder indirekten (z. B. kontaminierte Oberflächen / Fomiten / „Schmierinfektion“, kontaminierte Nahrungsmittel) Erregerkontakt.

Latente Infektion

Langanhaltende asymptomatische Infektion eines Wirtes. Insb. bei Viruserkrankungen typisch auf eine persistente, non-proliferative Anwesenheit von Viren bezogen, mit möglicher Reaktivierung.

Letalitätsrate/Case Fatality Rate (CFR)

Verhältnis tödlicher Verläufe zur Anzahl der Erkrankten einer spezifischen Krankheit (i.e.S. im Vergleich zu neu auftretenden Erkrankungsfällen), mit typischer Angabe in Prozent. Asymptomatische Infektionen, non-spezifische Erkrankungen, oder Infektionserkrankungen ohne Erregernachweis werden aus praktischen Gründen oft nicht in die Berechnung einbezogen, womit eine Vergleichbarkeit nur mit Einschränkungen gegeben ist. Auch Einflussfaktoren wie z. B. Alter oder Komorbiditäten werden oft nicht mit abgebildet. Präzisere Begriffe wie sCFR (symptomatische CFR), IFR (Infektions-Fatalitätsrate) oder HFR (Hospitalisations-Fatalitätsrate) sind klinisch unüblich.

Loop-Mediated Isothermal Amplification (LAMP)

Nukleinsäure-Nachweismethode (NAAT), die isothermal (bei etwa 60-65°) mit verschiedenen inneren und äußeren Primern und einen stem-loop („Haarnadelstruktur“) Zwischenschritt durchgeführt wird. Der Nachweis erfolgt z. B. durch eine erhöhte Trübung in Folge einer Bildung von Pyrophosphat als Nebenprodukt, oder fluoreszierende Marker.

Morbidität/Morbiditätsrate

Epidemiologischer Begriff, der die statistische Häufigkeit des Auftretens einer Erkrankung in einer Population beschreibt. Präziser ausgedrückt als Inzidenz / Inzidenzrate oder Prävalenz / Prävalenzrate.

Mortalität/Mortalitätsrate

Demografischer Begriff, der die statistische Häufigkeit von Todesfällen (üblicherweise durch eine spezifische Ursache), in Bezug auf eine betrachtete Population (üblicherweise Erkrankte + Gesunde) beschreibt. Die Mortalitätsrate wird oft als Anzahl von Todesfällen pro 100.000 Personen innerhalb eines Jahres angegeben.

Opportunistische Infektion

Infektionen die im Vergleich zu Immunkompetenten vermehrt und / oder mit schwererem Verlauf bei Personen mit beeinträchtigtem Immunsystem auftreten (streng genommen trifft dies wohl auf die meisten Infektionen zu).

Pandemie

Vermehrtes (epidemisches) Auftreten von Merkmalen (insb. spezifischen Erkrankungen), mit Ausbreitung über Ländergrenzen und Kontinente hinweg.

Polymerase Chain Reaction PCR

Selektive Amplifikation von DNA-Abschnitten mittels spezifischer Primer und thermostabiler Polymerasen (z. B. Pwo, Pfu, Taq). Automatisierte, wiederholte Denaturierung und Separation der komplementären DNA-Stränge durch Aufheizung auf etwa 95°C und Hybridisierung (Annealing) mit spezifischen Primen und Elongation mit zugegebenen Nukleotiden (dNTPs) während der Abkühlung. Entwicklung im Jahr 1983 durch Kary Mullis.

Prävalenz

Zu einem Zeitpunkt (Punktprävalenz) bzw. einem Zeitraum (Periodenprävalenz) in einer bestimmten Population vorliegendes Merkmal (z. B. Gesamtzahl von Erkrankten).

Primer

Kurze Nukleotid-Sequenzen, die z. B. bei der PCR verwendet werden, um ein spezifisch zu amplifizierendes DNA-Fragment einzugrenzen.

Quarantäne

Infektionskontroll-Maßnahme, durch Separation von Infektions-Verdächtigen. Begriffs-Herleitung aus einer 40-tägigen (ital. quartana giorni) separierten Wartezeit zur Zeit der Pest, bevor Personen bestimmte Städte betreten durften. Internationale Signalflagge ist Lima (gelb-schwarz). Als modifizierte Quarantäne wird auch eine Restriktion bestimmter Aktivitäten (z. B. Schulbesuch, Handlung von Nahrungsmitteln) von Personen bezeichnet.

Quasispezies

In einem Wirt vorliegende Genotyp-Varianten einer Spezies, gebräuchlich in Bezug auf die durch Mutation bei der Replikation entstehenden Varianten von Viren (insb. RNA Viren).

Real-time PCR

Abgekürzt: "qPCR". Verfahren zum quantitativen Nachweis von PCR-Produkten während der Amplifikation. Durchführung mit z. B. Fluoreszenzmarkern oder durch FRET (Fluorescence Resonance Energy Transfer).

Reverse Transcription PCR (RT-PCR)

PCR mit vorgeschaltetem Reverse-Transkriptase-Schritt, zum Nachweis von RNA.

Superinfektion

Sekundärinfektion bei bestehender Primärinfektion. Oft z. B. als bakterielle Superinfektion bei viralen Infekten. I.e.S. auch das Wiederaufflammen einer Infektion durch neu hinzugekommene, gleiche Erreger (z. B. durch Replikation, Dissemination).

Surveillance (epidemiologische Überwachung)

Systematische und kontinuierliche Sammlung, Analyse, Interpretation und Verbreitung von Daten, z. B. zu Erregern, Erkrankungen und / oder Todesfällen.

Tröpfcheninfektion

Aerogener Übertragungsweg mit limitierter Reichweite (etwa 1-3m), durch Verneblung von infektiösen Sekreten (Partikelgröße >5µm), z. B. beim Niesen, Husten oder Sprechen.

Vertikale Übertragung

Übertragung von einem Individuum auf die direkten Nachkommen, z. B. pränatal (inkl. transplazentar / diaplazentar, intrauterin), perinatal (geburtsbezogen, oft bezogen auf den Zeitraum ab der 22. Schwangerschaftswoche), postnatal (nach der Geburt, z. B. über Muttermilch).

Virulenz

Relative Fähigkeit infektiöser Partikel eine schwere Erkrankung oder Schädigung in befallenen Organismen auszulösen. Das Ausmaß der Virulenz wird u. a. durch Virulenzfaktoren des Erregers und die Immunkompetenz des Wirtsorganismus bestimmt. Synonym wird oft auch der allgemein gefasstere Begriff „Pathogenität“ (Anzahl Erkrankter / Anzahl Infizierter) verwendet.

Virus

Submikroskopische infektiöse Partikel (näherungsweise „verpackte Nukleinsäure“), dass als obligater Parasit lebender Zellen keinen eigenständigen Replikationsapparat oder Stoffwechsel besitzt. Extrazelluläre Formen werden als Virion bezeichnet.