Klassische Homöopathie: Unterschied zwischen den Versionen
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Als „'''klassisch'''" wird allgemein die Form der [[Homöopathie|Homöopathie]] bezeichnet, die sich an die von [[Samuel_Hahnemann|Hahnemann]] aufgestellten Gesetze und Regeln der Therapie hält. Dabei gibt es ein gewisses Spektrum zwischen den TherapeutInnen, die sich eher an Hahnemanns Satz „Macht´s nach, aber macht´s genau nach." halten, und denen, die sich mehr mit seinem Leitspruch „Wage es, weise zu sein" (aude sapere) wohlfühlen und – wie Hahnemann selbst – kritisch weiter forschen und die Methode entwickeln. | Als „'''klassisch'''" wird allgemein die Form der [[Homöopathie|Homöopathie]] bezeichnet, die sich an die von [[Samuel_Hahnemann|Hahnemann]] aufgestellten Gesetze und Regeln der Therapie hält. Dabei gibt es ein gewisses Spektrum zwischen den TherapeutInnen, die sich eher an Hahnemanns Satz „Macht´s nach, aber macht´s genau nach." halten, und denen, die sich mehr mit seinem Leitspruch „Wage es, weise zu sein" (aude sapere) wohlfühlen und – wie Hahnemann selbst – kritisch weiter forschen und die Methode entwickeln. | ||
− | Praktisch gesehen sind „klassisch" arbeitende HomöopathInnen gewöhnlich daran zu erkennen, daß sie nur ein Arzneimittel zu einer Zeit geben, daß sie gründliche und ausführliche [[Anamnese|Anamnesen]] durchführen, daß sie nicht mehrere Methoden mischen und daß sie sich auf genaues Beobachten und Zuhören stützen und nicht auf Spekulationen. | + | Praktisch gesehen sind „klassisch" arbeitende HomöopathInnen gewöhnlich daran zu erkennen, daß sie nur ein Arzneimittel zu einer Zeit geben, daß sie gründliche und ausführliche [[Anamnese|Anamnesen]] durchführen, daß sie nicht mehrere Methoden mischen und daß sie sich auf genaues Beobachten und Zuhören stützen und nicht auf Spekulationen. |
Abgesehen von diesem historisch nicht ganz genauen Verständnis für "Klassische Homöopathie" gibt es noch eine Auffassung innerhalb der Homöopathie, die in den 50er Jahren als "Klassische Homöopathie" eingeführt wurde<ref>Josef M. Schmidt; Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild; Karl F. Haug Verlag; 2001; ISBN 8-3804-7089-4</ref> und einen Gegenpol zur damals in Deutschland vorherrschenden naturwissenschaftlich-kritischen Sicht der Homöopathie bilden sollte (siehe unten, Geschichte). | Abgesehen von diesem historisch nicht ganz genauen Verständnis für "Klassische Homöopathie" gibt es noch eine Auffassung innerhalb der Homöopathie, die in den 50er Jahren als "Klassische Homöopathie" eingeführt wurde<ref>Josef M. Schmidt; Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild; Karl F. Haug Verlag; 2001; ISBN 8-3804-7089-4</ref> und einen Gegenpol zur damals in Deutschland vorherrschenden naturwissenschaftlich-kritischen Sicht der Homöopathie bilden sollte (siehe unten, Geschichte). | ||
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− | <ref>Die folgenden Angaben stammen aus: Josef M. Schmidt; Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild; Karl F. Haug Verlag; 2001; ISBN 8-3804-7089-4</ref>Um die Zeil des 200. Geburtstages [[Samuel_Hahnemann|Hahnemanns]] (1955) und der Einführung der Zusatzbezeichnung »Homöopathie« durch den Deutschen Ärztetag (1956) erwuchs der dezimierten naturwissenschaftlich-kritischen Richtung Konkurrenz durch eine ganz andersartige Vermittlung der Lehre Hahnemanns von seiten einiger Schweizer Ärzte. In seinem 1955 erschienenen Buch „Heilkunst in neuer Sicht“ sowie in ab 1956 in Freiburg, Überlingen, München, Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Bochum gehaltenen Kursen lehrte etwa [[Adolf Voegeli]] (1898-1993) selbstbewußt und lebendig die prinzipielle Andersartigkeit der vital-energetischen Wirkung von immateriellen Hochpotenzen gegenüber dem pharmakologischen Effekt stofflicher Arzneidrogen.<br/> Nachdem auf Voegelis Betreiben 1957 von Imhäuser, Von Petzinger, Zinke und anderen die „Zeitschrift für Klassische Homöopathie“ ins Leben gerufen wurde, war damit eine neue, vorwiegend Hochpotenzen und konstitutionelle Symptome berücksichtigende Richtung der Homöopathie geboren. [[Rudolf Flury]] - Lemberg (1903-1977),7 der in den 40er Jahren für Hahnemanns Herstellungsweise der Arzneimittel in der 6. Auflage des ‘Organons’ den Begriff »LM-Potenzen« geprägt hatte, gab ab 1959, meist zusammen mit seinem Berner Landsmann [[Alexander Haenni]], Kurse in München, Regensburg, am Traunsee und am Attersee. Etliche deutsche Homöopathen konnten in den 1960er Jahren bei [[Pierre Schmidt]] (1894-1987) in Genf hospitieren, der 1920 die [[ | + | <ref>Die folgenden Angaben stammen aus: Josef M. Schmidt; Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild; Karl F. Haug Verlag; 2001; ISBN 8-3804-7089-4</ref>Um die Zeil des 200. Geburtstages [[Samuel_Hahnemann|Hahnemanns]] (1955) und der Einführung der Zusatzbezeichnung »Homöopathie« durch den Deutschen Ärztetag (1956) erwuchs der dezimierten naturwissenschaftlich-kritischen Richtung Konkurrenz durch eine ganz andersartige Vermittlung der Lehre Hahnemanns von seiten einiger Schweizer Ärzte. In seinem 1955 erschienenen Buch „Heilkunst in neuer Sicht“ sowie in ab 1956 in Freiburg, Überlingen, München, Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Bochum gehaltenen Kursen lehrte etwa [[Adolf_Voegeli|Adolf Voegeli]] (1898-1993) selbstbewußt und lebendig die prinzipielle Andersartigkeit der vital-energetischen Wirkung von immateriellen Hochpotenzen gegenüber dem pharmakologischen Effekt stofflicher Arzneidrogen.<br/> Nachdem auf Voegelis Betreiben 1957 von Imhäuser, Von Petzinger, Zinke und anderen die „Zeitschrift für Klassische Homöopathie“ ins Leben gerufen wurde, war damit eine neue, vorwiegend Hochpotenzen und konstitutionelle Symptome berücksichtigende Richtung der Homöopathie geboren. [[Rudolf_Flury|Rudolf Flury]] - Lemberg (1903-1977),7 der in den 40er Jahren für Hahnemanns Herstellungsweise der Arzneimittel in der 6. Auflage des ‘Organons’ den Begriff »LM-Potenzen« geprägt hatte, gab ab 1959, meist zusammen mit seinem Berner Landsmann [[Alexander_Haenni|Alexander Haenni]], Kurse in München, Regensburg, am Traunsee und am Attersee. Etliche deutsche Homöopathen konnten in den 1960er Jahren bei [[Pierre_Schmidt|Pierre Schmidt]] (1894-1987) in Genf hospitieren, der 1920 die [[James_Tyler_Kent|Kentsche Homöopathie]] von dessen Schülern Alonzo Eugene Austin (1868-1948) in New York und Fredericia Gladwin (1856-1931) in Philadelphia erlernt hatte. 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Gefördert von der »Karl und Veronika Carstens-Stiftung« entstand 1992 das bundesweite Wilseder/Wissener »Studenten/Studentinnen-Forum für Homöopathie«.<br/> Die praxisbegleitende ärztliche Weiterbildung in Homöopathie, die der Zentralverein seit 1980 nach dem österreichischen Stufenplan durchgeführt hatte, wurde inzwischen durch ein dreijähriges Curriculum ersetzt.<br/> Zum 200 jährigen Bestehen der Homöopathie fand 1996 ein internationaler, von klassischen Homöopathen dominierter Festakt in der Frankfurter Paulskirche unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers statt. |
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Version vom 26. Januar 2021, 01:02 Uhr
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Begriff
Als „klassisch" wird allgemein die Form der Homöopathie bezeichnet, die sich an die von Hahnemann aufgestellten Gesetze und Regeln der Therapie hält. Dabei gibt es ein gewisses Spektrum zwischen den TherapeutInnen, die sich eher an Hahnemanns Satz „Macht´s nach, aber macht´s genau nach." halten, und denen, die sich mehr mit seinem Leitspruch „Wage es, weise zu sein" (aude sapere) wohlfühlen und – wie Hahnemann selbst – kritisch weiter forschen und die Methode entwickeln.
Praktisch gesehen sind „klassisch" arbeitende HomöopathInnen gewöhnlich daran zu erkennen, daß sie nur ein Arzneimittel zu einer Zeit geben, daß sie gründliche und ausführliche Anamnesen durchführen, daß sie nicht mehrere Methoden mischen und daß sie sich auf genaues Beobachten und Zuhören stützen und nicht auf Spekulationen.
Abgesehen von diesem historisch nicht ganz genauen Verständnis für "Klassische Homöopathie" gibt es noch eine Auffassung innerhalb der Homöopathie, die in den 50er Jahren als "Klassische Homöopathie" eingeführt wurde[1] und einen Gegenpol zur damals in Deutschland vorherrschenden naturwissenschaftlich-kritischen Sicht der Homöopathie bilden sollte (siehe unten, Geschichte).
Geschichte
[2]Um die Zeil des 200. Geburtstages Hahnemanns (1955) und der Einführung der Zusatzbezeichnung »Homöopathie« durch den Deutschen Ärztetag (1956) erwuchs der dezimierten naturwissenschaftlich-kritischen Richtung Konkurrenz durch eine ganz andersartige Vermittlung der Lehre Hahnemanns von seiten einiger Schweizer Ärzte. In seinem 1955 erschienenen Buch „Heilkunst in neuer Sicht“ sowie in ab 1956 in Freiburg, Überlingen, München, Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Bochum gehaltenen Kursen lehrte etwa Adolf Voegeli (1898-1993) selbstbewußt und lebendig die prinzipielle Andersartigkeit der vital-energetischen Wirkung von immateriellen Hochpotenzen gegenüber dem pharmakologischen Effekt stofflicher Arzneidrogen.
Nachdem auf Voegelis Betreiben 1957 von Imhäuser, Von Petzinger, Zinke und anderen die „Zeitschrift für Klassische Homöopathie“ ins Leben gerufen wurde, war damit eine neue, vorwiegend Hochpotenzen und konstitutionelle Symptome berücksichtigende Richtung der Homöopathie geboren. Rudolf Flury - Lemberg (1903-1977),7 der in den 40er Jahren für Hahnemanns Herstellungsweise der Arzneimittel in der 6. Auflage des ‘Organons’ den Begriff »LM-Potenzen« geprägt hatte, gab ab 1959, meist zusammen mit seinem Berner Landsmann Alexander Haenni, Kurse in München, Regensburg, am Traunsee und am Attersee. Etliche deutsche Homöopathen konnten in den 1960er Jahren bei Pierre Schmidt (1894-1987) in Genf hospitieren, der 1920 die Kentsche Homöopathie von dessen Schülern Alonzo Eugene Austin (1868-1948) in New York und Fredericia Gladwin (1856-1931) in Philadelphia erlernt hatte. Schmidts Schüler Jost Künzli Von Fimmelsberg (1915-1992) hielt ab 1962 in St. Gallen, ab 1971 in Frankfurt und von 1973 bis 1986 in Spiekeroog »Repertorisationskurse«, in denen die Homöopathie nach den Kentschen Vorlesungen, 1973 von ihm übersetzt, als Wissenschaft und Kunst gelehrt und der Umgang mit Kents Anamnese-Fragebogen sowie dem „Repertorium“, 1960 übersetzt von Georg Von Keller (1919), eingeübt wurde.
Das Werk wurde 1973-1978 von Horst Barthel und Will Klunker zum dreibändigen „Synthetischen Repertorium“ erweitert.
Die von Otto Eichelberger (*1918) seit 1967 versandten Rundbriefe zur Weiterbildung in klassischer Homöopathie hatten 20 Jahre später bereits 1200 Abonnenten.
Ab 1981 gab es an deutschen Universitäten erste Lehraufträge für Homöopathie, deren Zahl sich stark erhöhte, als die Homöopathie 1993 in den Gegenstandskatalog der Ärztlichen Prüfung aufgenommen wurde.
Mit dem 1984 gegründeten August-Weihe-Institut in Detmold und der 1985 eröffneten Niedersächsischen Akademie für homöopathische Medizin in Celle wurden eigene Ausbildungsstätlen für eine dreijährige ganztägige Weiterbildung für Ärzte geschaffen. Gefördert von der »Karl und Veronika Carstens-Stiftung« entstand 1992 das bundesweite Wilseder/Wissener »Studenten/Studentinnen-Forum für Homöopathie«.
Die praxisbegleitende ärztliche Weiterbildung in Homöopathie, die der Zentralverein seit 1980 nach dem österreichischen Stufenplan durchgeführt hatte, wurde inzwischen durch ein dreijähriges Curriculum ersetzt.
Zum 200 jährigen Bestehen der Homöopathie fand 1996 ein internationaler, von klassischen Homöopathen dominierter Festakt in der Frankfurter Paulskirche unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers statt.