Wissenschaftstheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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Es gibt kein Naturgesetz, welches Wissenschaftler auf eine bestimmte anzuwendende Methodik festlegt. Trotzdem wird an den Universitäten überwiegend die Meinung vertreten, dass der Wissenschaftsbetrieb nicht nur in den Naturwissenschaften<ref>Die Naturwissenschaften haben diesen Standard seit dem 17. Jahrhundert geprägt.</ref> auschließlich über empirische Forschung betrieben werden könne und deduktives, apriorisches Arbeiten, welches nicht falsifiziert werden kann, wissenschaftlich irrelevant sei. Da es sich aber nur um eine Meinung handelt, ist diese Sicht problematisch und rückweisbar<ref>Vergleiche: "Because the scientific community does not count omniscient members among its number, its members have developed a "scientific method" to try to deal with their uncertainty about their theories. The "scientific method," which consists of developing hypotheses and "testing" those hypotheses against empirical experience, does not provide the scientific community with certain knowledge, however. It merely serves a rather low hurdle that assists in weeding out what most scientists would consider implausible, unverifiable, and silly theories." - Mark R. Crovelli: [https://mises.org/library/what-scientific-theory ''What Is a Scientific Theory?''], Mises Institute, Alabama, Mises Daily, 6.1.2012.</ref>, wie hier noch zu erörtern ist.
 
Es gibt kein Naturgesetz, welches Wissenschaftler auf eine bestimmte anzuwendende Methodik festlegt. Trotzdem wird an den Universitäten überwiegend die Meinung vertreten, dass der Wissenschaftsbetrieb nicht nur in den Naturwissenschaften<ref>Die Naturwissenschaften haben diesen Standard seit dem 17. Jahrhundert geprägt.</ref> auschließlich über empirische Forschung betrieben werden könne und deduktives, apriorisches Arbeiten, welches nicht falsifiziert werden kann, wissenschaftlich irrelevant sei. Da es sich aber nur um eine Meinung handelt, ist diese Sicht problematisch und rückweisbar<ref>Vergleiche: "Because the scientific community does not count omniscient members among its number, its members have developed a "scientific method" to try to deal with their uncertainty about their theories. The "scientific method," which consists of developing hypotheses and "testing" those hypotheses against empirical experience, does not provide the scientific community with certain knowledge, however. It merely serves a rather low hurdle that assists in weeding out what most scientists would consider implausible, unverifiable, and silly theories." - Mark R. Crovelli: [https://mises.org/library/what-scientific-theory ''What Is a Scientific Theory?''], Mises Institute, Alabama, Mises Daily, 6.1.2012.</ref>, wie hier noch zu erörtern ist.
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Warum wird das „monistische“ Beharren auf den Empirismus zum Problem?
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Dies wird intuitiv deutlich, wenn wir uns den Charakter von Aussagen anschauen.
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Es gibt Aussagen, 1) die sind theoretisch und allgemein gültig und daher logisch unstrittig und 2) solche die historische Ereignisse oder künftige Prognosen sind, d.h. sie können nicht allgemein gelten und bedingen einer Prüfung, um Sicherheit darüber zu erlangen.
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Der Satz des Pythagoras gehört beispielsweise zu ersterer Art von Aussagen. Man muss in der Analogie also keinen rechten Winkel mehr messen, wenn sich die Seitenlängen eines konstruierten Dreiecks entsprechend verhalten. (Dies leuchtet nicht nur jedem Mathematiker sofort ein.)
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Neben dem Satz des Pythagoras gibt es natürlich zahllose Beispiele, die nicht mehr zur Allgemeinbildung zählen bzw. eine bestimmte Fachkompetenz abverlangen. D.h. solche Personen, die nicht über genügend theoretisches Wissen verfügen, werden geneigt sein, den rechten Winkel messen zu wollen oder was auch immer die entsprechende Aufgabe abverlangt. Dabei haben sie dann zusätzlich die Schwierigkeit, in der Empirie die gleichzeitige Wirkung von anderen Faktoren zu berücksichtigen, die eine Prüfung verfälschen (wie Verkrümmungen, schiefe Ebenen usw.), erschweren oder gar unmöglich machen. Es ist dann nicht überraschend, wenn Ignoranz oder das Fehlen von theoretischem Wissen zu Verschwendung und katastrophalen Fehleinschätzungen führt.
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Ein anderes Beispiel aus der Ökonomie.<ref>Mehr davon in Hans-Hermann Hoppe: [https://mises.org/library/economic-science-and-austrian-method ''Economic Science and the Austrian Method''], Mises Institute 1995:14f</ref> Wenn sich zwei Personen A und B freiwillig austauschen, müssen sie davon ausgehen, dass sie davon (durch Bedürfnisbefriedigung) profitieren. Und sie müssen umgekehrte Präferenzen für die ausgetauschten Waren und Dienstleistungen besitzen, damit A höher einschätzt, was er von B erhält als das, was er ihm gibt, und B muss die gleichen Dinge umgekehrt beurteilen.
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Wenn man zu solchen Beispielen das Gegenteil behauptet, würde das einer verständigen Person intuitiv sofort absurd oder unvernünftig vorkommen, während das bei historischen Aussagen nicht so ist, weil man nicht wissen kann, ob es vielleicht nicht doch stimmt.<ref>Siehe [https://www.youtube.com/watch?v=0n4IYhSk9oQ ''Theory and History (by Hans-Hermann Hoppe) - Introduction to Austrian Economics, 9of11''], Youtube, aufgenommen September 2005, Klampenborg, Dänemark.</ref>
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Diese Unterscheidung ist als Erkenntnis in den methodologischen Dualismus eingeflossen. Ludwig von Mises schreibt dazu in ''Theory and History''
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: Der sterbliche Mensch weiß nicht, wie das Universum und alles, was es enthält, einer übermenschlichen Intelligenz erscheinen kann. Vielleicht ist solch ein erhöhter Geist in der Lage, eine kohärente und umfassende monistische Interpretation aller Phänomene auszuarbeiten. Der Mensch - zumindest bis jetzt - ist in seinen Versuchen, die Kluft zu überbrücken, die er zwischen Geist und Materie, zwischen Reiter und Pferd, zwischen Maurer und Stein gähnen sieht, immer kläglich misslungen. Es wäre absurd, dieses Versagen als ausreichenden Beweis für die Solidität einer dualistischen Philosophie zu betrachten. Alles, was wir daraus schließen können, ist, dass die Wissenschaft - zumindest vorläufig - einen dualistischen Ansatz annehmen muss, weniger als philosophische Erklärung als als methodologisches Instrument.
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: Der methodologische Dualismus verzichtet auf Aussagen über Essenzen und metaphysische Konstrukte. Er berücksichtigt lediglich die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie externe Ereignisse - physikalische, chemische und physiologische - menschliche Gedanken, Ideen und Werturteile beeinflussen. Diese Unwissenheit spaltet den Wissensbereich in zwei getrennte Bereiche auf, den Bereich der äußeren Ereignisse, der allgemein als Natur bezeichnet wird, und den Bereich des menschlichen Denkens und Handelns.<ref>Mises, L. v. ''Theory and History: An Interpretation of Social and Economic Evolution.'' Auburn: Ludwig von Mises Institute, 1985:1.</ref>
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Die Vertreter des methodologische Dualismus begründen ihre Ablehnung der empirischen Methode in den Sozialwissenschaften u.a. damit, dass Kausalität eine Bedingung für die Anwendbarkeit dieser Methode ist. Sie kann aber in Bezug auf menschliches Handeln als Bezugsgegenstand nicht angenommen werden.<ref>Jonas Kolb: ''Das Gedankengut der Österreichischen Schule der Nationalökonomie: Eine Analyse der Vorwürfe der Normativität und Unwissenschaftlichkeit'', Springer-Verlag, 2017:63</ref>
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Es sind allerdings keine intellektuellen Schwierigkeiten für die mangelhafte Akzeptanz des methodologischen Dualismus anzunehmen. Dies wird zum Beispiel deutlich, indem wir ein weiteres Beispiel einer apriorischen Aussage anschauen.
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: Wenn ein Tausch nicht freiwillig, sondern erzwungen wird, profitiert eine Partei auf Kosten der anderen.<ref>Hans-Hermann Hoppe: [https://mises.org/library/economic-science-and-austrian-method ''Economic Science and the Austrian Method''], Mises Institute 1995:14</ref>
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Wenn dies nicht systemkonform erscheint, muss nicht erläutert werden, dass diese Erkenntnis an staatlichen Universitäten nicht auf Gegenliebe stößt.
  
 
== Weblinks und Literatur ==
 
== Weblinks und Literatur ==

Version vom 28. Februar 2019, 21:35 Uhr

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Als „Wissenschaftliche Methode[1] oder „Szientifizismus“ wird der auf Empirismus basierende Standard der wissenschaftlichen Methodik bezeichnet.

Es gibt kein Naturgesetz, welches Wissenschaftler auf eine bestimmte anzuwendende Methodik festlegt. Trotzdem wird an den Universitäten überwiegend die Meinung vertreten, dass der Wissenschaftsbetrieb nicht nur in den Naturwissenschaften[2] auschließlich über empirische Forschung betrieben werden könne und deduktives, apriorisches Arbeiten, welches nicht falsifiziert werden kann, wissenschaftlich irrelevant sei. Da es sich aber nur um eine Meinung handelt, ist diese Sicht problematisch und rückweisbar[3], wie hier noch zu erörtern ist.

Warum wird das „monistische“ Beharren auf den Empirismus zum Problem?

Dies wird intuitiv deutlich, wenn wir uns den Charakter von Aussagen anschauen. Es gibt Aussagen, 1) die sind theoretisch und allgemein gültig und daher logisch unstrittig und 2) solche die historische Ereignisse oder künftige Prognosen sind, d.h. sie können nicht allgemein gelten und bedingen einer Prüfung, um Sicherheit darüber zu erlangen.

Der Satz des Pythagoras gehört beispielsweise zu ersterer Art von Aussagen. Man muss in der Analogie also keinen rechten Winkel mehr messen, wenn sich die Seitenlängen eines konstruierten Dreiecks entsprechend verhalten. (Dies leuchtet nicht nur jedem Mathematiker sofort ein.)

Neben dem Satz des Pythagoras gibt es natürlich zahllose Beispiele, die nicht mehr zur Allgemeinbildung zählen bzw. eine bestimmte Fachkompetenz abverlangen. D.h. solche Personen, die nicht über genügend theoretisches Wissen verfügen, werden geneigt sein, den rechten Winkel messen zu wollen oder was auch immer die entsprechende Aufgabe abverlangt. Dabei haben sie dann zusätzlich die Schwierigkeit, in der Empirie die gleichzeitige Wirkung von anderen Faktoren zu berücksichtigen, die eine Prüfung verfälschen (wie Verkrümmungen, schiefe Ebenen usw.), erschweren oder gar unmöglich machen. Es ist dann nicht überraschend, wenn Ignoranz oder das Fehlen von theoretischem Wissen zu Verschwendung und katastrophalen Fehleinschätzungen führt.

Ein anderes Beispiel aus der Ökonomie.[4] Wenn sich zwei Personen A und B freiwillig austauschen, müssen sie davon ausgehen, dass sie davon (durch Bedürfnisbefriedigung) profitieren. Und sie müssen umgekehrte Präferenzen für die ausgetauschten Waren und Dienstleistungen besitzen, damit A höher einschätzt, was er von B erhält als das, was er ihm gibt, und B muss die gleichen Dinge umgekehrt beurteilen.

Wenn man zu solchen Beispielen das Gegenteil behauptet, würde das einer verständigen Person intuitiv sofort absurd oder unvernünftig vorkommen, während das bei historischen Aussagen nicht so ist, weil man nicht wissen kann, ob es vielleicht nicht doch stimmt.[5]

Diese Unterscheidung ist als Erkenntnis in den methodologischen Dualismus eingeflossen. Ludwig von Mises schreibt dazu in Theory and History

Der sterbliche Mensch weiß nicht, wie das Universum und alles, was es enthält, einer übermenschlichen Intelligenz erscheinen kann. Vielleicht ist solch ein erhöhter Geist in der Lage, eine kohärente und umfassende monistische Interpretation aller Phänomene auszuarbeiten. Der Mensch - zumindest bis jetzt - ist in seinen Versuchen, die Kluft zu überbrücken, die er zwischen Geist und Materie, zwischen Reiter und Pferd, zwischen Maurer und Stein gähnen sieht, immer kläglich misslungen. Es wäre absurd, dieses Versagen als ausreichenden Beweis für die Solidität einer dualistischen Philosophie zu betrachten. Alles, was wir daraus schließen können, ist, dass die Wissenschaft - zumindest vorläufig - einen dualistischen Ansatz annehmen muss, weniger als philosophische Erklärung als als methodologisches Instrument.
Der methodologische Dualismus verzichtet auf Aussagen über Essenzen und metaphysische Konstrukte. Er berücksichtigt lediglich die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie externe Ereignisse - physikalische, chemische und physiologische - menschliche Gedanken, Ideen und Werturteile beeinflussen. Diese Unwissenheit spaltet den Wissensbereich in zwei getrennte Bereiche auf, den Bereich der äußeren Ereignisse, der allgemein als Natur bezeichnet wird, und den Bereich des menschlichen Denkens und Handelns.[6]

Die Vertreter des methodologische Dualismus begründen ihre Ablehnung der empirischen Methode in den Sozialwissenschaften u.a. damit, dass Kausalität eine Bedingung für die Anwendbarkeit dieser Methode ist. Sie kann aber in Bezug auf menschliches Handeln als Bezugsgegenstand nicht angenommen werden.[7]

Es sind allerdings keine intellektuellen Schwierigkeiten für die mangelhafte Akzeptanz des methodologischen Dualismus anzunehmen. Dies wird zum Beispiel deutlich, indem wir ein weiteres Beispiel einer apriorischen Aussage anschauen.

Wenn ein Tausch nicht freiwillig, sondern erzwungen wird, profitiert eine Partei auf Kosten der anderen.[8]

Wenn dies nicht systemkonform erscheint, muss nicht erläutert werden, dass diese Erkenntnis an staatlichen Universitäten nicht auf Gegenliebe stößt.

Weblinks und Literatur

Fußnoten

  1. Siehe dazu den Artikel Scientific method in der englischen Wikipedia sowie den Artikel Scientific Method in der Stanford Encyclopedia of Philosophy.
  2. Die Naturwissenschaften haben diesen Standard seit dem 17. Jahrhundert geprägt.
  3. Vergleiche: "Because the scientific community does not count omniscient members among its number, its members have developed a "scientific method" to try to deal with their uncertainty about their theories. The "scientific method," which consists of developing hypotheses and "testing" those hypotheses against empirical experience, does not provide the scientific community with certain knowledge, however. It merely serves a rather low hurdle that assists in weeding out what most scientists would consider implausible, unverifiable, and silly theories." - Mark R. Crovelli: What Is a Scientific Theory?, Mises Institute, Alabama, Mises Daily, 6.1.2012.
  4. Mehr davon in Hans-Hermann Hoppe: Economic Science and the Austrian Method, Mises Institute 1995:14f
  5. Siehe Theory and History (by Hans-Hermann Hoppe) - Introduction to Austrian Economics, 9of11, Youtube, aufgenommen September 2005, Klampenborg, Dänemark.
  6. Mises, L. v. Theory and History: An Interpretation of Social and Economic Evolution. Auburn: Ludwig von Mises Institute, 1985:1.
  7. Jonas Kolb: Das Gedankengut der Österreichischen Schule der Nationalökonomie: Eine Analyse der Vorwürfe der Normativität und Unwissenschaftlichkeit, Springer-Verlag, 2017:63
  8. Hans-Hermann Hoppe: Economic Science and the Austrian Method, Mises Institute 1995:14